Befiederung bei Theropoden

 

Viele, zum Teil recht unterschiedliche Indizien sprechen für eine "Warmblütigkeit" der Dinosaurier. Dies trifft in besonderen Maße auf die räuberisch lebenden Theropoden zu, deren aktive Lebensweise einfach Homoiothermie erforderte. Den gewaltigen Carnosauriern half, ähnlich wie anderen großen Dinosauriern, ihr günstiges Oberflächen-Volumen-Verhältnis, den Körper selbst unter recht kühlen Außenbedingungen noch konstant warm zu halten. Sie vertrauten voll auf die Strategie der Massenhomoiothermie und waren daher kaum auf besondere, den Leib isolierende Strukturen angewiesen. Kleinere Theropoden, wie die Coelurosaurier, die Deinonychosaurier und natürlich auch juvenile Carnosaurier, besaßen dagegen eine im Verhältnis zu ihrem Volumen bedeutend größere Körperoberfläche und waren infolge dessen gezwungen, andere Strategien zu entwickeln, um ihren Leib vor Unterkühlung zu schützen. Rezente Homoiotherme verfügen über wärmeisolierende Körperbedeckungen in Gestalt von Haaren (Säugetiere) bzw. Federn (Vögel). Nach R.A. Thulborn (1984, 1985, 1987) sind Federn als Wärmeschutz bei kleinen, einschließlich juvenilen Theropoden ebenfalls denkbar. Bereits im Jahre 1975 stellte Robert T. Bakker den über 1 m langen Coelurosaurier Syntarsus aus dem unteren Jura Simbabwes und Arizonas befiedert dar (Abb.), und seither tragen die meisten kleineren Theropoden in den Darstellungen einiger Autoren, wie beispielsweise Gregory S. Paul, generell ein Federkleid. Gibt es jedoch eindeutige fossile Belege, die die Annahme einer Befiederung bei Theropoden und eventuell anderen Dinosauriern rechtfertigen?

Aus der Djadokhta Formation (obere Kreide) der Mongolei wurden die fragmentarischen Überreste des etwa 1,5 m langen Coelurosauriers Avimimus beschrieben. Obwohl Abdrücke oder andere fossile Reste von Federn fehlen, weisen nach Ansicht des russischen Paläontologen Sergej M. Kurzanov (1987) die Armknochen, insbesondere die Elle, des kleinen Theropodens deutliche Ansatzpunkte für eine federartige Körperbedeckung auf. Doch angesichts des sehr lückenhaften Materials, auf das sich Kurzanovs Vermutung stützt, sind gewisse Zweifel hinsichtlich des Federkleides dieser Form durchaus berechtigt. Die Überreste des Avimimus können somit nur schwerlich als Beweis für eine eventuelle Befiederung bei Theropoden angesehen werden.

Seit 1887 wurden aus der oberen Trias (Carn bis Nor) von Unter- und Mittelfranken (Nordbayern) eine Vielzahl von Dinosaurierfährten beschrieben (u.a. Heller, 1952; Kuhn, 1958; Rehnelt, 1950, 1952, 1982), deren Verursacher innerhalb der Coelurosaurier zu suchen sind. Eine Fährte aus der Nähe von Bayreuth fällt vor allem dadurch auf, daß an den überlieferten Abdrücken der Zehen schuppen- bis borstenartige Hautstrukturen erkennbar sind. Derartige Hautgebilde können als Hinweis auf eine beginnende Befiederung bei Theropoden gewertet werden, da Federn letztlich durch feine Aufgliederung borstenartig vergrößerter Schuppen entstanden sind (Abb.).

Peter Ellenberger (1974) beschreibt an einigen wahrscheinlich von etwa 1 m langen Coelurosauriern hinterlassenen Fährten der Gattung Masitisisauropus aus der oberen Trias (ob. Stormberg Serien, Transition Beds) Lesothos (Südafrika) kleine eigenartige Eindrücke, die von Federn stammen könnten. Die Gefiederspuren finden sich vor allem an Abdrücken der Vorderextremitäten und deuten so auf das Vorhandensein einer Art Federhandschuh hin, welcher wahrscheinlich zum Fangen von Insekten benutzt wurde. Ferner weist Ellenberger auf Schleifspuren hin, die möglicherweise von einem relativ kurzen, federbesetzten Schwanz verursacht wurden (Abb.). Es muß jedoch ausdrücklich hervorgehoben werden, daß es sich bei diesen Indizien für eine Befiederung bei Theropoden lediglich um Fährten mit federähnlichen Spuren handelt und nicht um eindeutige Federabdrücke. So bleibt die Annahme einer Befiederung bei Theropoden weitgehend hypothetisch.