Die Zeit der Dinosaurier

 

Um die Geschichte der Dinosaurier richtig verstehen zu können, ist es nötig, sich etwas mit der Zeit dieser faszinierenden Tiere auseinanderzusetzen. Reste von Dinosauriern finden sich nur in Gesteinen des sogenannten Erdmittelalters (Mesozoikum). Als Mesozoikum bezeichnet man dabei eine circa 180 Millionen Jahre währende Zeitspanne, welche vor etwa 245 Millionen Jahren begann und vor circa 65 Millionen Jahren endete. Es wird gemäß der geologischen Tabelle (Tab. 1.2/1) in drei größere Perioden (Epochen, Systeme) gegliedert, welche in kleinere Abteilungen und diese wiederum in noch kleinere Stufen unterteilt werden. Die geologisch älteste Periode des Erdmittelalters ist die Trias. Sie steht am Beginn dieses Zeitalters und währte etwa 35 Millionen Jahre. Vor circa 210 Millionen Jahren begann die mittlere Epoche, der Jura. Diese ging nach etwa 70 Millionen Jahren in die letzte Phase des Mesozoikums, die Kreide, über. Die Kreide, welche vor circa 140 Millionen Jahren begann, beeinhaltet eine Zeitspanne von etwa 75 Millionen Jahren und endete mit dem Beginn der Erdneuzeit (Känozoikum) vor circa 65 Millionen Jahren.

 

Im Laufe der Erdgeschichte haben sich ständig Veränderungen in der Lage der Kontinente zueinander ergeben, welche in entscheidenden Maße das globale Klima der Erde bestimmten. Man geht im allgemeinen davon aus, daß die feste Erdkruste (Lithossphäre), selbst unter den Ozeanen, in zahlreiche verschieden große Platten zerbrochen ist, deren genaue Zahl und exakte Begrenzungen noch recht umstritten ist (Abb. 1.2/1). Mitunter werden nur sechs Platten angegeben. Manchmal wird ihre Anzahl aber auch bis auf etwa 20 geschätzt. Die Platten bestehen aus kontinentalen und/oder ozeanischen Regionen. Sie lagern auf einer zähen, fließfähigen Magmaschicht und werden von Konvektionsströmen in deren Innern bewegt. Ozeanische Platten driften mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5 cm/Jahr, kontinentale dagegen nur mit 1,5 cm/Jahr.

Im Bereich der mittelozeanischen Rücken, untermeerischer Gebirge, die die Ozeane in ihrer Mitte durchziehen, bewegen sich die Platten voneinander weg. In ihren Zentren werden die mittelozeanischen Gebirge von Spaltensystemen (Riftzonen) durchzogen, aus denen ständig basaltische Magmen hervorquellen und zu neuem Meeresboden erstarren. Da sich die Riftzonen nicht verschließen, sondern immer mehr Magma und damit neuen Ozeanboden hervorbringen, werden die den mittelozeanischen Rücken bildenden Platten nach beiden Seiten auseinandergedrückt. Infolge dieser Ozeanbodenausbreitung (Sea floor spreading) würde sich die Erdoberfläche ununterbrochen vergrößern, gäbe es nicht einen anderen Prozeß, der diesem Vorgang entgegensteht. Dort, wo ozenanische Platten auf Kontinentalplatten treffen, taucht die ozeanische Scholle unter die kontinentale ab und wird in der zähflüssigen Magmaschicht wieder aufgeschmolzen. Die Bereiche, in denen eine derartige Verschluckung des Ozeanbodens erfolgt, nennt man Subduktionszonen (Abb. 1.2/2).

Unvorstellbare Mengen an Reibungsenergie werden beim Hinabgleiten der ozeanischen Platten unter die Kontinente frei. Diese Energien äußern sich in bisweilen verheerenden Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Wenn die Platten miteinander kollidieren, schieben sie mitunter gewaltige Gebirge auf, insbesondere dann, wenn es sich um zwei kontinentale Schollen handelt. Kontinentale Platten können aber auch auseinanderreißen. Es entstehen ausgedehnte Grabenbrüche, in die zunehmend Meereswasser eindringt. Die Bildung von Ozeanboden setzt ein und beide Platten driften schließlich voneinander weg. Es hat sich ein neuer mittelozeanischer Rücken gebildet. Infolge dieser und anderer geotektonischer Vorgänge, die selbst heute noch anhalten, veränderte sich im Laufe der Erdgeschichte ständig das Bild unseres Planeten (Abb. 1.2/3).

Im ausgehenden Erdaltertum (Paläozoikum) bildeten die heute bekannten Kontinente eine einheitliche, zusammenhängende Landmasse, den Superkontinenten Pangaea. Er war ringsum vom damaligen Urozean, dem Panthalassa, umgeben. Im Laufe des Mesozoikums brach der Superkontinent langsam, aber zunehmend auseinander; die einzelnen Teile drifteten voneinander weg und nahmen ihre heutige Lage ein. Noch während der Trias bestand Pangaea mehr oder weniger aus einem Stück; aber sich bildende Grabenbrüche deuten ihr Auseinanderbrechen an. Bereits im Laufe des Juras zerbrach der Superkontinent in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Die Landmassen der Nordhalbkugel werden als Laurasien bezeichnet. Sie umfaßten im wesentlichen das heutige Nordamerika, Europa und Asien. Der südliche Teil Pangaeas, das Gondwanaland, wurde von Südamerika, Afrika, Indien, Australien und der Antarktis gebildet. Im Äquatorbereich entstand ein Seeweg, das Tethysmeer, welches sich einerseits von Südeuropa und Nordafrika über Südasien nach dem westlichen Urozean, andererseits über Mittelamerika zu dessen östlichen Teil erstreckte.

Während der Kreidezeit drifteten die Kontinente weiter auseinander. Insbesondere das südlich gelegene Gondwanaland war davon verstärkt betroffen. Südamerika trennte sich von Afrika, desgleichen Indien und der Australien-Antarktis-Komplex. Gegen Ende der Kreide bzw. zu Beginn des Känozoikums lösten sich schließlich Europa und Nordamerika voneinander und allmählich nahmen die Kontinente ihre heutige Lage ein.

 

Die Lage der Kontinente besitzt einen direkten Einfluß auf das globale Klima der Erde. Landmassen heizen sich zwar einerseits durch einfallende Sonnenstrahlen schneller auf als Gewässeroberflächen, geben andererseits ihre Wärme aber bedeutend schneller wieder ab. Die Erwärmung ist natürlich davon abhängig, mit welcher Intensität die wärmenden Sonnenstrahlen auf die jeweiligen Gebiete auftreffen. Äquatoriale Regionen und niedere geographische Breiten werden direkter und somit intensiver bestrahlt als die höheren Breiten und die Pole. Demzufolge weisen die Gebiete der höheren nördlichen und südlichen Bereiche kältere klimatische Bedingungen auf als die in der Nähe des Äquators. Es ist nun für das globale Klima bedeutsam, ob sich größere Landmassen im Bereich der Pole befinden oder ob diese lediglich vom Ozean bedeckt werden.

Im ausgehenden Paläozoikum lagen große Teile Gondwanas innerhalb der höheren polaren Breiten, die Antarktis sogar über dem Südpol. Infolge dessen waren ausgedehnte Regionen der südlichen Pangaea vergletschert, trugen weitläufige Eiskappen, während der Nordpol weitgehend eisfrei blieb. Im Laufe des Perms, der letzten Periode des Erdaltertums, driftete der Superkontinent zunehmend in nördliche Richtung, so daß er sich schließlich fast von Pol zu Pol erstreckte. Die Gletscher im Süden Pangaeas gingen daraufhin allmählich zurück. Das globale Klima der Erde erwärmte sich kontinuierlich und verhinderte damit die Entstehung großflächiger Eiskappen in der nördlichen Polarregion. Während im Perm noch jahreszeitlich wechselnde Klimaverhältnisse herrschten, stellten sich zu Beginn des Mesozoikums immer mehr das ganze Jahr über einheitliche Bedingungen ein. Die tropisch-subtropischen Verhältnisse der Äquatorialregionen dehnten sich zunehmend in die höheren geographischen Breiten beider Hemisphären aus.

Im allgemeinen herrschten während des Erdmittelalters bedeutend gleichmäßigere Bedingungen als heutzutage. Jahreszeitliche Klimaschwankungen waren in diesem Zeitalter fast unbekannt. Zu Beginn der Trias bestanden auf dem gesamten Superkontinent Pangaea recht einheitlich milde Temperaturen. Sie fielen selbst an den Polen nicht unter 10 bis 15 °C. Im Laufe dieser Periode kam es zu einer deutlichen Erwärmung. Das Klima wurde immer heißer und trockener. Besonders die küstenfernen Bereiche im Innern der riesigen Landmasse entwickelten sich zu ausgedehnten Wüsten- und Halbwüstenzonen mit spärlicher Vegetation. Kleinere, aber sehr fruchtbare Gebiete entstanden in Küstennähe oder auch an Flüssen und kleineren Wasserstellen. Hier wuchs eine üppige Vegetation bodenbedeckender Farne und Schachtelhalme. Daneben bildeten hochaufragende Nadelhölzer (Koniferen), Ginkgos, Samenfarne (Pteridospermen), Bennettiteen und Palmenfarne (Cycadeen) größere und kleinere Wälder (Abb. 1.2/4).

Während des Jura stieg der Meeresspiegel weltweit an. Die tiefgelegenen Küstengebiete des Superkontinents wurden überflutet, flache Epikontinentalmeere entstanden. Infolge dessen gingen die Temperaturen wieder etwas zurück. Häufige Regenfälle und ein konstant warmes Klima ließen tropenartige Verhältnisse in fast allen Festlandgebieten der langsam auseinanderbrechenden Pangaea entstehen. Riesige Wälder aus Koniferen, Ginkgos, Cycadeen und Bennettiteen breiteten sich aus (Abb. 1.2/5). Zur Zeit des oberen Juras stiegen die durchschnittlichen Temperaturen wieder an und erreichten in der Mitte der Kreidezeit ihr höchstes Niveau. Wie fossil überlieferte Reste tropischer Pflanzen aus Grönland und Nordalaska erkennen lassen, dehnten sich damals die tropischen und subtropischen Zonen bis weit in die höheren Breitengrade hinein aus.

Ab der mittleren Kreidezeit, vor etwa 100 Millionen Jahren, setzte jedoch, bedingt durch die fortschreitende kontinentale Drift, zunehmend eine weltweite Abkühlung ein. Die unterschiedlichen Jahreszeiten begannen sich langsam herauszubilden. Als wichtigstes Ereignis dieser Zeit muß jedoch das Auftauchen einer neuen Gruppe von Pflanzen, der bedecktsamigen Blütenpflanzen (Angiospermen), bewertet werden. Zunächst wahrscheinlich als krautige und strauchartige Formen, später auch als Bäume drangen sie in die zuvor von den Nacktsamern (Gymnospermen) beherrschten Lebensräume ein und entwickelten sich innerhalb kürzester Zeit zur dominierenden Pflanzengruppe. Zu den ersten Bedecktsamern gehören u.a. die zweikeimblättrigen Magnolien, Weiden, Eichen, Pappeln, aber auch die einkeimblättrigen Palmen (Abb. 1.2/6).

 

Reptilien waren zur Zeit des Erdmittelalters fast überall: Sie besiedelten in Form der Ichthyosaurier, der Plesiosaurier und der Mosasaurier überaus erfolgreich die Meere dieser Zeit. Sie waren in Gestalt der Pterosaurier die ersten Beherrscher des Luftraumes. Die dominierende Tiergruppe an Land aber waren die Dinosaurier. Sie verdrängten die am Ende der Trias aus säugerähnlichen Reptilien hervorgegangenen Säugetiere, hinderten sie an ihrer weiteren Entfaltung. Im Gegenzug erlebten die Schreckensechsen eine Blütezeit, die noch nie zuvor von einer anderen Tiergruppe erreicht wurde. Sie waren überaus überlebenstüchtig, brachten immer neue Arten hervor, darunter die größten Landtiere, die die Erde je gesehen hat. Mitten in ihrer Blütezeit, am Ende der Oberkreide, starben sie und mit ihnen viele andere vorherrschende Tiergruppen, dem geologischen Befund nach zu urteilen, urplötzlich aus. Erst nach dem völligen Aussterben der das Mesozoikum beherrschenden Tierwelt, erhielten die Säugetiere die Chance einer explosionsartigen Entwicklung.