Skelettrekonstruktionen. Zunächst müssen diese Fossilien gefunden, geborgen und präpariert werden. Erst nach diesen oft sehr aufwendigen Arbeiten setzt die Tätigkeit des Paläobiologen ein, dessen Aufgabe es ist, das Fundmaterial zu analysieren und die überlieferten Knochen zu einem möglichst vollständigen Skelett zusammenzusetzen (Charig, 1979; Haubold & Kuhn, 1981). Dabei sind Vergleiche mit dem Skelettbau rezenter Tiere von großer Bedeutung. Insbesondere die Krokodile und die Vögel als die nächsten Verwandten der Dinosaurier spielen hierbei eine wichtige Rolle. Leider ist das fossile Material oftmals sehr unvollständig, besteht aus diffus verteilten Teilen, die zudem häufig bereits zerstört sind. Selten findet man dagegen vollständige Skelette, die im Glücksfalle sogar noch im Gelenkzusammenhang (artikuliert) sind (Abb.).

Sind die fossilen Knochen nach eingehenden Studien in ihrer natürlichen Lage zusammengefügt, kann mit der Rekonstruktion der Weichteile wie Muskeln, Nerven oder Haut begonnen werden. In der Regel sind diese fossil nicht erhalten geblieben, da sie nach dem Tod des Tieres zu schnell verwesen. Man beginnt mit der Rekonstruktion der Muskulatur, die zusammen mit dem Skelett die Körperhaltung und Bewegungsweise des Tieres festlegt. Die Muskeln der Wirbeltiere werden über fasrige Sehnen an den Knochen angeheftet. Diese Ansatzstellen sind bei genauem Studium der Knochenoberfläche durch kleinere oder größere Höcker, Narben oder ähnliche Unebenheiten auch an fossilen Knochen erkennbar, und aus ihrer Lage sowie durch den Vergleich mit anderen Tieren kann man durchaus auf die Anordnung, Form und Größe der einzelnen Muskeln am lebenden Dinosaurier schließen (Abb.).

Schließlich wird dem Dinosaurier eine Haut "übergezogen". Zur Haut (Integument) zählen dabei sämtliche Merkmale der Körperoberfläche, insbesondere die Körperbedeckung. In wenigen Fällen sind uns Abdrücke der Hautoberfläche fossil überliefert geblieben, und wir verdanken ihnen wesentliche Details für die Rekonstruktion. Besonders bekannt wurden die sogenannten "Trachodon-Mumien", die Anfang des 20. Jahrhunderts von Charles H. Sternberg (1850 bis 1934) und seinen Söhnen in den Schichten der Oberkreide Nordamerikas gefunden worden. Die Kadaver der derart erhalten gebliebenen Tiere der Gattung Edmontosaurus (Anatosaurus) lagen vermutlich einige Zeit, von Aasfressern unbelästigt, in einem sehr heißen, trockenen Klima. Durch die intensive Sonnenbestrahlung trocknete der Tierkörper schnell aus, die Haut wurde hart und faltig. Schließlich wurde die Mumie unter Sandmassen begraben. Der Sand drang in die feinen Risse der Mumie ein, füllte sie aus und bewahrte den Abdruck der sich nun zersetzenden Weichteile (Abel, 1922). Anhand dieser Funde haben wir ziemlich genaue Vorstellungen von der Haut dieses Hadrosauriers (Abb.): Die Körperoberfläche wies kleine abgerundete, knotige Schuppen auf, die durch dünnere, weichere Partien voneinander getrennt waren und sich nicht wie bei einigen heutigen Reptilien überlappten. Am Rücken und anderen exponierten Stellen befanden sich die größten Hautverdickungen, an weniger exponierten Stellen waren die Schuppen dagegen kleiner, ebenso dort, wo die Haut für größere Bewegungen besonders dehnbar sein mußte. Für die Art Edmontosaurus (Anatosaurus) annectens konnte desweiteren ein etwa 12 cm hoher Rückenkamm nachgewiesen werden (Osborn, 1912). Auch die Haut anderer Hadrosaurier (Kritosaurus, Corythosaurus, Lambeosaurus) hinterließ bleibende Spuren.

Von einem jungen Iguanodon bernissartensis ist der Abdruck von einem Teil des Integuments der linken Beckenseite aus dem Wealden (untere Kreide) von Brighstone Bay (Insel Wight) erhalten geblieben. Die Haut dieses Ornithopoden gleicht der der Hadrosaurier: Kleinere und größere polygonale Hornplättchen bedecken die Körperoberfläche, wobei die größeren gelegentlich zu Gruppen angeordnet sind (Hooley, 1917). Hautabdrücke kennt man außerdem von Sauropoden (z.B. von Camarasaurus becklesii aus dem Wealden von Hastings, England, Abb.) sowie von einigen Ankylosauriern, die jedoch später im Mittelpunkt des Interesses stehen sollen (Kapitel 2.4. Schutzstrategien). Gelegentlich kommen Hautabdrücke auch in Zusammenhang mit Fußabdrücken vor: So fand man in der Unterkreide von Colorado ein Iguanodon-Trittsiegel (Caririchnium) mit deutlichen Hautabdrücken des Hinterfußes. Aus der Oberkreide von Alberta existiert eine Hadrosaurier-Fußspur mit zarten Hautabdrücken (Lockley, 1988).

Unbedingt erwähnenswert ist der 1985 von José Bonaparte beschriebene Carnotaurus sastrei aus der Unteren Kreide (Alb) der Gorro Frigo Formation Argentiniens. Dieser Carnosaurier wurde im geschlossenen Skelettverband gefunden, lediglich Teile der Hinterextremitäten und des Schwanzes fehlten. Dafür waren über große Körperbereiche die Hautabdrücke erhalten geblieben. So fand man Abdrücke von Partien der Schwanzbasis, der Flanken, der Schultern, des Halses und selbst des Gesichts. Damit war es möglich, das Aussehen dieses interessanten Tieres realistisch zu rekonstruieren (Abb.).

Obwohl von einigen Formen genaue Details der Struktur der Körperoberfläche bekannt sind, und man daraus vorsichtige Schlüsse auf nah verwandte Arten ziehen kann, so ist es kaum realisierbar, die Körperfarbe eines Dinosauriers zu rekonstruieren. Dafür benötigt man Reste oder chemische Umwandlungsprodukte der ursprünglichen Farbe. M. Whitear gelang es 1956 für Ichthyosaurier aus dem Unteren Jura Südenglands in der in Calcit umgewandelten Lederhaut Melanocyten nachzuweisen, die darauf schließen lassen, daß die ursprüngliche Körperfarbe der Fischechsen rötlich bis braun war. Derartige Funde sind von Dinosauriern bis heute noch nicht bekannt geworden. Es wäre denn auch nicht sicher, ob es sich wirklich um ursprüngliche Körperfarben handelt. So bleibt bei der Darstellung von Lebensbildern die gewählte Farbe vor allem der Phantasie des Zeichners überlassen. Dennoch sollten grundsätzliche Überlegungen zu Körperfärbungen zum Beispiel im Dienste der Tarnung nicht unterlassen werden (vgl. Kap. 2.4. Schutzstrategien).