Größenvergleich

Die große Faszination, die die Dinosaurier als Gruppe auf die heutigen "Herren der Erde" ausüben, resultiert nicht zuletzt aus der gewaltigen Größe einiger ihrer bekanntesten Vertreter. Die Dimensionen, die die Tiere zu ihren Lebzeiten erreicht haben, können wir heute unschwer an vollständigen Skeletten bestimmen. Häufig stehen jedoch nur unvollständige Exemplare zur Verfügung. Dann ist es jedoch möglich, anhand der Ausmaße des fragmentarischen Materials und der Kenntnisse der Relationen nahe verwandter Formen, Berechnungen zur Körpergröße des betreffenden Individuums anzustellen. Derartigen Angaben ist jedoch immer mit einer gewissen Vorsicht zu begegnen.

Unter den Sauropoden finden wir die größten landbewohnenden Tiere, die je auf der Erde gelebt haben. Der 1877 von Othniel Charles Marsh (1831 bis 1899) beschriebene Apatosaurus (Brontosaurus) aus den Morrison-Schichten (Ob. Jura) von Colorado, Utah und Wyoming galt mit seiner Länge von etwa 21 m lange Zeit als größtes Landtier, bis ihn der ebenfalls von Marsh benannte Diplodocus aus den gleichen Schichten, dessen Körper bis 27 m lang werden konnte, von dieser Position ablöste. Die Grabungen, die Anfang des 20. Jahrhunderts vom Berliner Naturkundemuseum im damaligen Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Tendaguru-Schichten, Ob. Jura) durchgeführt wurden, brachten die Überreste eines weiteren Riesens zum Vorschein: Brachiosaurus brancai. Sein Skelett wurde zum Prachtstück des Berliner Museums. Mit einer Länge von 22,65 m und einer Höhe von 11,87 m ist dieses Exemplar das größte aufgestellte Skelett auf der ganzen Welt. Jedoch Funde gigantischer Schulterblätter und Oberschenkelknochen bezeugen noch weit größere Ausmaße: 15 m Höhe bei einer Länge von 30 m. Im Jahre 1979 wurde in der Morrison-Formation Colorados ein 1,27 m hoher Dorsalwirbel gefunden, der von Jim Jensen (1985) als Ultrasaurus macintoshi beschrieben wurde. Er ist der größte bisher gefundene Wirbel und weist Ähnlichkeiten mit denen von Brachiosaurus auf. Er mag wohl von einem dem Brachiosaurus ähnlichem Tier mit einer Länge von über 30 m stammen. Der Supersaurus, von dem ein 2,7 m langes Scapulocoracoid und ein 2,6 m langer Oberschenkelknochen ebenfalls aus der Morrison-Formation von Colorado bekannt sind, wird nach Gregory S. Paul (1988) den Diplodociden zugerechnet. Basierend auf dieser Zuordnung hätte das Tier vielleicht eine Körperlänge von 42 m erreicht. Ähnliche Ausmaße dürfte auch der 1986 entdeckte Seismosaurus gehabt haben. Nach Fußspuren zu urteilen, die man im Jura des Zentralen Hochatlas bei Demnat in Marokko fand und die als Breviparopus bezeichnet werden, dürfte der Verursacher dieser etwa 100 m langen Fährte etwa 48 m lang gewesen sein (Dutuit & Ouazzu, 1980), und hätte damit vielleicht Anrecht auf den Titel des größten Lebewesens aller Zeiten. Soviel zu den Rekordhaltern; die meisten Sauropoden waren weitaus kleiner und besaßen durchschnittliche Körperlängen von etwa 16 bis 17 m.

Riesenformen existierten auch unter anderen Dinosauriergruppen. Die "Vorläufer" der Sauropoden, die Prosauropoden, erreichten maximal Körperlängen von 10 m. Plateosaurus, die wohl bedeutendste Form dieser Gruppe aus dem Knollenmergel von Trossingen (bei Stuttgart) und Halberstadt, war etwa 8 m lang. Durchschnittlich wurden die Prosauropoden 6 m lang.

Zu den größten Carnosauriern zählen der aus der Morrison-Formation Nordamerikas und den Tendaguru-Schichten Ostafrikas bekannte Allosaurus mit einer Körperlänge von 12 m und einer Höhe von 5 m, und natürlich Tyrannosaurus aus der oberen Kreide des westlichen Nordamerikas (Lance, Laramie und Hell Creek Form.), der bis zu 14 m lang wurde. Übertroffen wird Tyrannosaurus von einem zeitgleich lebenden mongolischen Verwandten aus der Nemegt Formation, dem Tarbosaurus. Die überwiegende Mehrzahl der Vertreter wird jedoch auch hier kleiner, vielleicht im Durchschnitt 8 bis 9 m lang gewesen sein.

Bei den Coelurosauriern wurden die größten Exemplare wie der aus dem europäischen Keuper beschriebene Halticosaurus etwa 4 bis 5 m lang. Elaphrosaurus aus dem oberen Jura Ostafrikas und Nordamerikas, Ornithomimus und Struthiomimus, beide bekannt aus der Oberkreide Nordamerikas, erreichten Körperlängen von 3,5 m. Die Mehrzahl der Coelurosaurier blieb darunter und besaßen Längen von 2,5 m. Es finden sich aber hier auch einige der kleinsten bekannten Dinosaurier: Der aus Gesteinen des oberen Juras von Bayern beschriebene Compsognathus besitzt eine Länge von 0,75 m und trug seinen Kopf in einer Höhe von nur 0,3 m. Der frühere Saltopus aus der Obertrias von Schottland erreicht gar nur 0,6 m Körperlänge.

Von den Deinonychosauriern sollen der 3 m lange Deinonychus und der 1,8 m große Velociraptor genannt werden. Vor kurzem wurde in Gesteinen der Unterkreide Utahs ein auf etwa 6 bis 8 m Körperlänge geschätzter Deinonychosaurier, der Utahraptor, gefunden.

Innerhalb der Vogelbeckendinosaurier finden sich die größten Vertreter in der Gruppe der Ornithopoden. Insbesondere die Entenschnabeldinosaurier erreichten Längen von mehr als 10 m. Für Edmontosaurus aus der obersten Oberkreide Nordamerikas werden nach David Norman (1985) Längen bis 13 m angegeben. Der zeitgleich lebende, chinesische Shantungosaurus soll sogar 15 m lang und 7 m hoch gewesen sein. Ein anderer großer Ornithopode ist Iguanodon, bekannt aus der Unterkreide Europas, Nordamerikas, Asiens und eventuell sogar Nordafrikas. Er kann bis zu 10 m lang werden. Frühe Ornithopoden blieben dagegen sehr klein und erreichten kaum mehr als 2 m Körperlänge. Auch die Pachycephalosaurier waren zumeist von kleinem Wuchs und dann nur 1 bis 3 m lang. Microcephalosaurus aus der oberen Kreide Chinas gehört mit einer Körperlänge von 0,51 m zu den kleinsten derzeit bekannten Dinosauriern. Lediglich die für diese Gruppe namensgebende, aus der Oberkreide Nordamerikas bekannte Gattung Pachycephalosaurus könnte nach Kalkulationen anhand fossil überlieferter Schädel (weitere Skeletteile fehlen bisher) vielleicht 8 m lang geworden sein.

Frühe Stegosaurier wie der aus dem mittleren Jura Chinas beschriebene Huayangosaurus erreichten Körperlängen von reichlich 4 m, Kentrosaurus aus den Tendaguru-Schichten Ostafrikas wurde 5 m lang, Tuojiangosaurus aus dem chinesischen Oberjura 7 m und schließlich der größte Vertreter, der aus der Morrison-Formation Nordamerikas bekannte Stegosaurus, der bis 9 m erreichte.

Innerhalb der Gruppe der Ankylosaurier erreichten die Nodosauriden mittlere Größen um 5 m Länge. Struthiosaurus aus der Oberkreide Europas war mit 1,8 m der Kleinste, während der zeitgleiche nordamerikanische Panoplosaurus und`Sauropelta aus der unteren Kreide Nordamerikas über 7 m lang werden konnten. Die größten Ankylosaurier finden sich jedoch unter den Ankylosauriden: Ankylosaurus, eine Spätform der oberen Kreide Nordamerikas erreichte Körperlängen bis zu 10 m.

Mit einem Blick auf die Ceratopier soll dieser kleine Größenvergleich einen Abschluß finden. Auch hier erreichten die frühen Formen wie Stenopelix aus dem Wealden Deutschlands, Psittacosaurus aus der unteren Kreide und Protoceratops aus der oberen Kreide der Mongolei und Chinas kaum mehr als 2 m und lassen die Größen späterer Vertreter, sämtlichst aus der Oberkreide Nordamerika bekannt, schwerlich ahnen. Styracosaurus, Monoclonius und Centrosaurus wurden 5 bis 6 m lang, ebenso Chasmosaurus. Der größte Horndinosaurier war aber wohl Triceratops mit einer Länge von 8, vielleicht sogar bis 9 m. Er war auch gleichzeitig das glanzvolle Schlußlicht einer 150 Millionen Jahre währenden Herrschaft der Dinosaurier.